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Geschichten, die das Leben schreibt

Erschienen am 02.10.2018 in der „Freien Presse“, Ausgabe Flöha

Momentaufnahme im „Schreibpavillon“ von Patricia Smolka. Foto: Hendrik Jattke

Von Franziska Bäßler

Menschen zuhören, ihre Geschichten festhalten. Das hat sich Patricia Smolka zum Ziel gesetzt. 25 Porträtgeschichten sind nun in einem Buch erschienen.

Falkenau. 

Wie blickt eine Hundertjährige auf ihr Leben zurück oder was erwartet ein 13-Jähriger von seinem Leben, das noch vor ihm liegt? Was machen die zahlreichen Erfahrungen, die man im Laufe des Lebens sammelt, mit einem Menschen? Wie sieht dessen Alltag aus?

Auf diese und viele weitere Fragen gibt vielleicht das neue Buch der Falkenauerin Patricia Smolka eine Antwort. „Niemand nimmt dir deine Krone!“ heißt das Werk, mit dem sie Menschen und ihre Geschichte kennenlernt. Zuhört. Aufschreibt. Für die Nachwelt bewahrt. „Die Idee dazu kam mir bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Hospiz Oederan. Dort habe ich in den vergangenen Jahren so viele verschiedene Menschen kennen gelernt und dachte, gerade auch die einfachen Menschen, die, die nicht irgendwie bekannt sind, haben so viel zu erzählen. Das müsste man doch mal aufschreiben.“

Gesagt, getan. Über Familie und Freunde hat sie immer wieder Tipps bekommen, wer vielleicht als Interviewpartner in Frage kommen würde. Von allen Personen, die Patricia Smolka für ihr Projekt ansprach, hat nur eine einzige abgelehnt. Am Ende kamen 27 Geschichten zusammen, 25 davon schafften es ins Buch. Dabei hat die 58-Jährige Wert darauf gelegt, dass die Menschen hinter den Geschichten nicht erkannt werden können.

„Sie haben andere Namen bekommen, das Alter stimmt auch nicht immer so genau. Und die Leute kommen aus ganz Deutschland“, berichtet die Mutter zweier erwachsener Kinder, die vor zwei Jahren ihr erstes Buch anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Oederaner Hospizvereines veröffentlicht hat.

Das Schreiben scheint Patricia Smolka im Blut zu liegen. Kein Wunder. Denn ihr Vater ist der Schriftsteller Gerd Bieker, bekannt unter anderem für „Sternschnuppenwünsche“ und „Chemnitz bevor es brannte“. „Ich weiß nicht, ob es daran liegt. Zumindest bin ich früh mit Schriftstellerkreisen in Berührung gekommen. Das Schreiben macht mir einfach Spaß. Viel mehr, als selbst zu reden“.

 

 

 

Dennoch hat sie sich einst für einen ganz anderen Beruf entschieden, in dem man sehr viel reden muss. Nach dem Grundschullehramt studierte die jung gebliebene, quirlige Frau mit den blonden kurzen Haaren noch berufsbegleitend Musik und Gemeinschaftskunde. Heute unterrichtet sie am Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium in Flöha und ist außerdem in Dresden am Staatlichen Seminar für Lehrerausbildung tätig. „Ich bin und bleibe natürlich immer noch leidenschaftlicher Lehrer. Alles andere ist Hobby.“ Davon hat Patricia Smolka, die mittlerweile schon drei Enkelkinder hat, reichlich. Jeden Donnerstag singt sie mit einem kleinen Frauenchor von ehrenamtlichen Mitarbeitern für die Bewohner des Oederaner Hospizes „Ellen Gorlow“.

Am Gymnasium leitet sie seit vielen Jahren die Theatergruppe, jahrelang auch den sehr erfolgreichen Schulchor „Chorisma“, der jedoch 2012 aufgelöst werden musste. „Die ehemaligen Schüler waren zu weit in aller Welt verstreut, um das Projekt noch aufrecht erhalten zu können“, bedauert sie.

Insgesamt hat Patricia Smolka zwei Jahre lang am neuen Buch gearbeitet. Die Interviews haben unterschiedlich viel Zeit in Anspruch genommen. Von anderthalb Stunden bis hin zu mehrmaligen Treffen. Danach kamen zwischen acht bis zehn Seiten Material zusammen, woraus schließlich die Kurzgeschichten entstanden sind. „Die Geschichten spiegeln das Leben wider – man kann sich damit identifizieren oder davon distanzieren, auf jeden Fall werden sie einen berühren“, ist sich die Hobby-Schriftstellerin sicher. Der Untertitel „Momentaufnahmen“ ist bewusst gewählt. Als die Geschichten geschrieben waren, durften die betreffenden Personen sie zuerst lesen und auch Änderungen vorschlagen. „Viele schrieben mir, dass sie den Tränen nahe waren und ihr Leben schon wieder eine ganz andere Richtung eingenommen hatte. Das war für mich total spannend.“ Nun sitzt Patricia Smolka schon an den nächsten Geschichten und ist dankbar dafür, dass ihr Mann Verständnis für all die Dinge hat, die ihr wichtig sind.

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